Lecture to the 5th International Sabeel Conference "Holy Land and Holy People" Jerusalem

Abstract

Das Sabeel Ecumenical Liberation Theology Centre bezeichnet sich als eine ökumenische befreiungstheologische „grassroot“ Bewegung unter palästinensischen Christen. Ihr Programm umfasst die Stärkung der lokalen Gemeinschaft in drei Bereichen: christlich ökumenisch durch gemeinsame Bibelarbeiten, Vorträge und Austausch; christlich-muslimisch in Zusammenarbeit mit dem Al-Liqa-Zentrum in Bethlehem besonders zum Thema der Gewaltlosigkeit in Theologie und Praxis; der Austausch mit israelischen Juden zu politischen Fragen wie Gleichheit und Menschenrechte als Bürger Israels umfasst den dritten Bereich. Zur fünften Internationalen Sabeel Konferenz in Jerusalem hält der Erzbischof von Canterbury, Dr. Rowan Wiliams einen Vortrag zu einer Israeltheologie, die Gedanken einer palästinensischen Befreiungstheologie aufnimmt, ohne die Frage nach einer theologischen Sicht auf die Situation des Staates Israels auszublenden. Dabei verknüpft Wiliams die Rede von Israel als Volk Gottes mit der Rolle, die der Staat Israel politisch, aber auch theologisch spielt. Ausgehend vom Bund, den Gott mit Israel geschlossen hat, sieht Wiliams hier einen paradigmatischen Anspruch an Israel auch als Staat. Nämlich danach zu streben, Gottes Willen für das Zusammenleben der Menschen auf der Erde, umzusetzen und ein Vorbild zu sein. Gleichzeitig sieht er, dass der politische Staat Israel in erster Linie und aus vom Christentum mit verursachten schlimmen Gründen, in erster Linie den Juden eine garantierte Heimat gibt. Eine christliche Theologie der Befreiung soll nach Wiliams im Dialog mit Israel die Rolle der aus den Nationen Dazugerufenen einnehmen. Der Kreuzestod Jesu Christi wird von Wiliams als auch für Juden bedeutungsvoll bewertet, denn hier zeigt sich der an den Menschen handelnde Gott Israels. Gott greift erneut in die Geschichte ein und erweitert den Bund auf die Nationen. Ein Dialog muss nach Wiliam auf Augenhöhe diese Aspekte besprechen und auch das Zusammenleben von Israelis und Palästinensern kritisch hinterfragen können.